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Grundstücksentwässerung


Auszug aus einem Bestandsplan mit Darstellung eines Fremdwasserkanal,
Mischwasserkanal und privater Entwässerung:

Die Abwasserentsorgung beginnt auf jedem einzelnen Grundstück und führt über die öffentliche
Kanalisation bis zur Kläranlage. Die privaten Leitungen und Kanäle sind ein wichtiger Bestandteil des
gesamten Entwässerungssystems. Zur Verdeutlichung der Größenordnungen:

  • Die öffentlichen Kanäle in Deutschland haben eine Länge von 500.000 km.
  • Die Gesamtlänge aller privaten Leitungen wird auf das 2-3-fache der öffentlichen Kanäle geschätzt!


In diesem Gesamtsystem aus privaten und öffentlichen Abwasserleitungen gibt es wechselseitige
Einflüsse. So können beispielsweise Verstopfungen im Hauptkanal zu einem Rückstau in die privaten
Anschlussleitungen führen. Umgekehrt sind aber aufwändige Sanierungsmaßnahmen am öffentlichen
Kanal häufig wirkungslos, wenn die Anschlusskanäle nicht dicht sind.

Daher ist es auch im Interesse aller Grundstückseigentümer und Gebührenzahler, dass das gesamte
Entwässerungssystem im privaten und öffentlichen Bereich intakt ist.

In Nordrhein-Westfalen ist dieses Ziel in die Gesetzgebung eingeflossen (SüwVO Abw. NRW):
Jeder Grundstückseigentümer ist verpflichtet, den Zustand und die Funktion seiner privaten Abwasserleitungen
überprüfen zu lassen.
Die Kommunen haben die gesetzliche Auflage erhalten ihre Bürger zu beraten. Die Grundstücksentwässerungs-
leitungen liegen im Verantwortungsbereich des Grundstückseigentümers! Die Grundstückseigentümer sollen
mit diesen Aufgaben nicht allein gelassen werden.


Abwasserableitung

Wo fällt auf dem Grundstück Abwasser an?


Abwasserableitung im Trennsystem: Regenwasser und
Schmutzwasser werden in getrennte Kanäle eingeleitet.


Abwasserableitung im Mischsystem: Regenwasser und Schmutzwasser
werden in einen gemeinsamen Mischwasserkanal eingeleitet.

Abwasser ist Schmutzwasser und Regenwasser, welches in den öffentlichen Kanal eingeleitet wird.
Schmutzwasser fällt bei allen an das Entwässerungssystem angeschlossenen Sanitäranlagen in Küche,
Bad oder Waschküche und in industriellen und gewerblichen Betrieben an.

Wird das Regenwasser von Dachflächen und befestigten Flächen nicht versickert oder genutzt, so wird
es ebenfalls in den Kanal abgeleitet und gilt als Abwasser.

Was versteht man unter Grundstücksentwässerung?


Abzweige, Bögen und kleine Nennweiten: In dieser Kombination sind Anschluss- und Grundleitungen
stets eine besondere Herausforderung für Reinigung, Inspektion und Sanierung.


Der Begriff Grundstücksentwässerung beinhaltet das gesamte System zur Ableitung des Schmutz- und
Regenwassers zum Kanal oder auch zu einer Kleinkläranlage oder Versickerungsanlage.
Dazu gehören Leitungen, Kanäle und Regenrinnen, aber auch Schächte und Revisionsöffnungen sowohl
außerhalb des Gebäudes als auch unterhalb der Fundamente und Bodenplatte des Gebäudes.

Was sind Grundleitungen und Anschlusskanäle?

Die Grundleitung ist die unzugänglich auf einem Grundstück oder im Baukörper verlegte Leitung, die das
Abwasser dem Anschlusskanal zuführt. (DIN 1986)
Die Anschlussleitungen (Haus- und Grundstücksanschlussleitungen) verbinden die Grundleitung mit
dem öffentlichen Straßenkanal.
Grundleitungen und Anschlussleitungen sind in der Regel aus den Materialien Steinzeug oder PVC,
seltener auch aus Guss mit einem Durchmesser von 80 bis 150 mm.

Zu Wartungs- und Kontrollzwecken sind innerhalb des Gebäudes Revisionsöffnungen sinnvoll.
Auf dem Grundstück sollte ein Kontrollschacht als Zugang zur Abwasserleitung gebaut sein. Fehlt er,
können die Kommunen den Bau eines Kontrollschachtes per Satzung von dem Grundstückseigentümer
verlangen.


Rückstausicherung

Wie entsteht Rückstau?

Ohne Rückstausicherung kann Abwasser aus dem Kanal den Keller überfluten.

Die wesentlichen Ursachen für den Rückstau sind extreme Niederschläge oder verstopfte Kanäle.
Durch unverschlossene Öffnungen können dann Grundstücke, Garagen und Keller überflutet werden.

Rückstau in Abwasserkanälen ist planmäßig vorgesehen.

Öffentliche Kanalnetze können aus wirtschaftlichen und technischen Gründen nicht darauf ausgelegt
werden, jeden Extremregen sofort abzuleiten. Daher kommt es im Extremfall zum kurzfristigen Rückstau
von Abwasser in die Anschlussleitungen.

Rückstau kann jeden Tag auftreten, nicht nur bei Regenwetter!

Unabhängig vom Wetter kann Rückstau aber auch entstehen, wenn der Abfluss im öffentlichen Kanal
oder in der privaten Leitung durch Verstopfung gestört ist.

Schutz bei Gefährdung durch Rückstau und Kellerüberflutung:

  • Einbau von Abwasserhebeanlagen oder Rückstauverschlüssen
  • Regelmäßige Wartung der Anlagen zur Rückstausicherung


Welche Folgen hat ein Rückstau?


Abwasser dringt in die Kellerräume

Bei fehlender Rückstausicherung kann das Abwasser aus dem Kanal in das Gebäude eindringen und
zu großen Schäden und Belästigungen führen.
Aus allen Öffnungen die unterhalb der Rückstauebene liegen, wie Bodenabläufe, Waschbecken, Toiletten,
Duschen, Waschmaschinenanschlüsse sowie Reinigungsklappen, kann sich das Abwasser in Keller-
räumen oder Souterrainwohnungen verteilen.
Neben der Verschmutzung sind auch Schäden an Einrichtung und am Gebäude die Folge. Nicht zu
vergessen Gesundheitsrisiken durch Abwasserkeime und durch elektrische Kontakte in Heizungsanlagen
oder tief liegende Steckdosen, die das Wasser unter Strom setzen können.



Schützen Sie Ihr Haus gegen Rückstau!

Wie kann man das Gebäude gegen Rückstau sichern?


Um einen Rückstau zu vermeiden, gibt es verschiedene technische Möglichkeiten.
Ein Fachmann kann angepasste und wirksame Möglichkeiten finden.

  • Eine sichere aber aufwendige Möglichkeit ist der Einbau einer Abwasserhebeanlage.
  • In einfachen Fällen kann ein Rückstauverschluss bereits helfen.
  • Manchmal bietet sich die Möglichkeit, dass rückstaugefährdete aber ungenutzte
    Entwässerungsgegenstände einfach verschlossen werden.


Jeder Hausbesitzer ist für den Schutz seines Gebäudes gegen Rückstau selbst verantwortlich!

Welche Rückstausicherung ist die Richtige?


Funktionsweise eines Rückstaudoppelverschlusses.


Rückstausicherung durch eine Hebeanlage.

Die Auswahl und der ordnungsgemäße Einbau der Rückstausicherung sollten von einem Fachmann -
Architekt oder Sanitärinstallateur - abhängig von den örtlichen Gegebenheiten erfolgen.
Welche Art der Rückstausicherung sich im Einzelfall am besten eignet und wo sie am günstigsten
einzubauen ist, hängt im Wesentlichen von der Höhenlage der Entwässerungsgegenstände im Keller
ab und ob es sich um fäkalienhaltiges oder fäkalienfreies Abwasser handelt. Außerdem ist zu
berücksichtigen, wie die gefährdeten Räume genutzt werden.

Eingebaut werden i.d.R. Hebeanlagen oder Rückstauverschlüsse. Wenn ein Rückstauverschluss
eingebaut wird, kann während der Einstauzeit kein Abwasser in den Kanal eingeleitet werden.
Beim Einbau einer Hebeanlage ist die Entsorgung auch während des Kanaleinstaus möglich.


Abwasserhebeanlage:

Anschaffungs- und Betriebskosten von Abwasserhebeanlagen liegen höher als bei Rückstauverschlüssen.
Außerdem ist ein entsprechender Platzbedarf für den Einbau zu berücksichtigen.
Mit einer Abwasserhebeanlage ist eine höhere Rückstauebene gegeben und es kann auch während
eines Kanaleinstaus Abwasser abgeleitet werden.

Rückstauverschluss:

Rückstauverschlüsse sind verhältnismäßig leicht in ein bestehendes System einzubauen.
Sie sind relativ klein und preisgünstiger als Abwasserhebeanlagen.

Wer haftet für die Folgen des Rückstaus?

Durch Rückstausicherung zu vermeiden: überflutete Keller

Jeder Hausbesitzer ist selber dafür verantwortlich, dass sein Keller nicht überflutet wird!
Das schreiben die meisten Kommunen auch in ihren Entwässerungssatzungen fest. Schadenersatz-
ansprüche gegenüber Kommunen sind in aller Regel ausgeschlossen.

Es besteht die Möglichkeit, sich mit einer so genannten Elementarversicherung, die zusätzlich zur
Hausrat- und Gebäudeversicherung abgeschlossen werden muss, gegen Schäden durch Rückstau zu
versichern.



Der Rückstau in die privaten Leitungen hat seine Ursache meistens im öffentlichen Kanal. Aber die
Kommunen fordern in ihren Entwässerungssatzungen, dass Entwässerungsgegenstände unterhalb
der Rückstauebene gegen Rückstau zu sichern sind. Damit ist eine Haftung (nach § 2 HaftpflG oder die
Amtshaftung nach Artikel 34 GG in Verbindung mit § 839 BGB) der Kommune ausgeschlossen.

Die Rückstausicherung muss den allgemein anerkannten Regeln der Technik entsprechen und
ordnungsgemäß eingebaut und betrieben werden. Sonst erlischt auch ein Versicherungsschutz wegen
Selbstverschuldung und Entschädigungsforderungen werden möglicherweise abgelehnt.

Ein Gerichtsurteil hierzu besagt: "Der Grundstückseigentümer haftet bei nicht vorhandener oder geeigneter
Rückstausicherung für alle Rückstauschäden selber" (OLG Celle, 14. Zivilsenat Typ, AZ: Urteil, 14 U 3/04
Datum: 08.07.2004).

Praktische Tipps

  1. Der beste Schutz gegen eindringendes Wasser ist ein Verzicht auf Entwässerungseinrichtungen
    in rückstaugefährdeten Untergeschossen.
  2. Informieren Sie sich bei einem Fachmann für Grundstücksentwässerung über die Notwendigkeit
    und Auswahl einer Rückstausicherung für Ihre Grundstücksentwässerung!
  3. Bodenabläufe, wie z.B. in Waschküchen und an Kellerniedergängen, sind durch Rückstaudoppel-
    verschlüsse zu sichern.
  4. Auch Abläufe außerhalb des Hauses (Kellerabgang und Hofeinlauf) sind rückstaugefährdet!
  5. Nie Schmutzwasser oder Regenwasser (Regenwasserleitungen und Kellertreppenent-
    wässerungen), das oberhalb der Rückstauebene anfällt über die Rückstausicherung führen,
    sonst wird der Keller bei verschlossener Rückstausicherung unter Wasser gesetzt.
  6. Die Rückstausicherung nach Möglichkeit nicht unmittelbar vor den Entwässerungsgegenständen,
    sondern so weit wie möglich zum Kanal hin anbringen (unbedingt Pkt. 5 beachten!).
  7. Bei Ausrüstung eines Hausanschlussschachtes mit Rückstausicherung wird das Rückstauwasser
    schon außerhalb des Gebäudes zurückgehalten (unbedingt Pkt. 5 beachten!).
  8. Stellen Sie sicher, dass Ihre Rückstausicherung regelmäßig durch einen Fachbetrieb gewartet wird.
  9. Überprüfen Sie Ihren Versicherungs-Schutz im Hinblick auf die Haftung bei Schäden
    durch einen Abwasser-Rückstau.



Drainagen

Was sind Drainagen?


Beispiel eines Drainagerohres, aus dem Kanal gefilmt


Anordnung der Drainageleitungen um ein Gebäude.

Drainagen sind gelochte, geschlitzte oder poröse Rohre, über die unterirdisch Grund- oder Sickerwasser
abgeleitet wird (z.B. zur Trockenhaltung von Böden, aber auch zum Feuchteschutz von Kellern).
In der Regel werden Drainagen unterhalb der Grundplatte im Aushubzwickel rund um das Gebäude
vorgesehen. Zur Spülung der Leitung sollten Spülschächte vorgesehen werden, die jeweils an den
Eckpunkten anzuordnen sind.

Darf die Hausdrainage an die Kanalisation angeschlossen werden?
Das in den Drainagen gesammelte und abgeleitete Wasser muss entweder in ein angrenzendes
Gewässer oder ein Versickerungssystem eingeleitet werden.

In Billerbeck ist das Einleiten von Drainagewasser in die Kanalisation nicht zulässig.


Wie sind Gebäude gegen Grund- und Schichtenwasser zu schützen?


Sickerwasser und Kapillarwasser.


Abdichtung nicht staunässegefährdeter Keller.


Abdichtung staunässegefährdeter Keller:
schwarze Wanne (BWS = Bemessungswasserspiegel).


Abdichtung staunässegefährdeter Keller:
weiße Wanne (BWS = Bemessungswasserspiegel).

Die Wahl der Schutzmaßnahmen hängt ganz wesentlich von der Bodenart und dem zu erwartenden
Wasseranfall (Grundwasser, Bodenfeuchtigkeit und Sickerwasser) ab und ist im Einzelfall festzulegen.

Bei den Maßnahmen zum Schutz eines Gebäudes gegen Grund- und Schichtenwasser ist zu
unterscheiden, ob es sich um einen Neubau oder ein bestehendes Gebäude handelt.

Grundsätzlich sind alle Maßnahmen, die für den Neubau geeignet sind, auch bei bestehenden Gebäuden
einsetzbar, aber häufig mit einem erheblich höheren Aufwand.

Ganz wesentlich bei der Festlegung der Abdichtungs- und Schutzmaßnahmen ist, ob stauendes oder
nichtstauendes Wasser zu erwarten ist.

Ist der Keller nicht staunässegefährdet, so werden die Wände durch horizontale und vertikale
Abdichtungen auf Bitumen- oder Kunststoffbasis geschützt. Zusätzlich kann eine Drainage angeordnet
werden, um zu verhindern, dass sich Wasser vor der Kelleraußenwand aufstaut.

Liegt der Keller im Grundwasser oder im Bereich aufgestauten Sickerwassers, so kann die Abdichtung
durch den Bau einer „schwarzen“ oder einer „weißen“ Wanne erfolgen. Bei der „schwarzen“ Wanne
werden alle mit dem Erdreich in Verbindung stehenden Bauteile mit Abdichtungen auf Bitumenbasis
versehen.

Bei der Variante der „weißen“ Wanne wird der Keller aus einem Spezial-Beton gebaut, der einen hohen
Wassereindringwiderstand hat. Das nachträgliche Abdichten ist in diesem Fall sehr schwierig und
aufwändig.